Am 8. März ist Frauentag – der Tag, um Missstände aufzuzeigen und für Gleichberechtigung einzutreten. Wir haben die Leykam-Autorinnen gefragt, welche Bedeutung dieser Tag für sie hat. Soviel sei schon mal verraten – neben Wünschen, Anregungen und Kritik steht vor allem der Aufruf an junge Frauen im Vordergrund:
Seid laut! Lasst euch nicht einschüchtern! Traut euch!
Barbara Stelzl-Marx
„Anfang Februar 2021 wurde in Graz die erste Zusatztafel für einen personenbezogenen Straßennamen montiert – im Maria-Cäsar-Park, gelegen am Areal des ehemaligen Lagers Liebenau. Dass die Wahl auf die steirische Widerstandskämpferin fiel, ist in mehrerlei Hinsicht symbolträchtig und als Signal zu verstehen. Denn Frauen waren bisher in den geschichtskulturellen Produkten von Erinnerungskulturen wie Straßennamen, Denkmälern oder Erinnerungstafeln drastisch unterrepräsentiert. Die Zeitzeugin prägte bis ins hohe Alter vor allem durch ihre Schulauftritte die steirische Erinnerungskultur und gab dabei als zentrale Botschaft mit: Niemals angepasst zu sein und den Mut zu haben, für seine Überzeugung zu kämpfen. Dieses Plädoyer hat bis heute nichts an Aktualität verloren.“
Barbara Stelzl-Marx
Martina Salomon
„Ich beobachte einen besorgniserregenden Rückschritt: In der Öffentlichkeit stehende Frauen werden zunehmend sexistisch attackiert – von Rechts und Links. Sie werden dämonisiert („böse Hexe“) und marginalisiert („dummes Hascherl“). Mein Rat an junge Frauen: Lasst euch nicht einschüchtern, zeigt auf, seid laut. Und verzichtet weder auf Kinder noch auf Karriere. Beides muss möglich sein.“
Martina Salomon
Marion Zechner
„Es ist wichtig, für seine Freiheit und seine Ideale zu kämpfen. Genauso wichtig ist es aber, auch die andere Seite zu leben: Vertrauen, Hingabe, Loslassen. Yin und Yang – beides zusammen ergibt ein Ganzes. Diesen Balanceakt zu meistern ist das, was ich den jungen Frauen von heute wünsche.“
Marion Zechner
Lisa Aigelsperger
„Ist der 8. März für uns in Europa nur noch ein Gedenktag, eine Erinnerung an die vielen starken Frauen, die die Frauenbewegung begonnen und unterstützt haben? Oder ist es ein Tag, der auch jetzt, oder gerade jetzt, seine Relevanz beweist? Ich verstehe nicht, wie es in diesen Pandemiezeiten möglich ist von heute auf morgen ungeheure Summen für Förderungen ect. zu generieren. Deswegen verstehe ich auch nicht, wie es nicht möglich ist die grundsätzlichen Unterschiede bei Löhnen und Arbeitsbedingungen von heute auf morgen endlich auszugleichen.
Lisa Aigelsperger
Weltweit kämpfen Frauen für unterschiedliche Ziele und dennoch ist es ein und derselbe Kampf für soziale Gerechtigkeit. Wie kann sich diese echte Solidarität unter Frauen weltweit gestalten? Die Frage gilt es zu beantworten an allen Tagen im Jahr und auch in Ländern, in denen der 8. März kein Feiertag ist.“
Margarita Kinstner
„Ohne Frauenbewegung würde unser aller Leben heute anders aussehen. Jetzt gilt es, den Weg konsequent weiterzuverfolgen, hin zu einer Gesellschaft, in der nicht das biologische Geschlecht zählt, sondern die persönlichen Talente, mit denen sich jede*r einzelne gleichberechtigt und solidarisch in die Gesellschaft einbringt.“
Margarita Kinstner
Waltraud Ferrari
„Welche Frauen haben mich inspiriert? Gerechterweise muss ich sagen: eine von mehreren Frauen, die mich sehr inspiriert haben, ist Alexandra David Néel. Intelligent, begabt, aber vor allem äußerst mutig, hat sie mit ihren Forschungsreisen nach Tibet (für die sie sich unter anderem als Mann verkleiden musste), sowie in zahlreiche andere asiatische Länder, sämtliche Vorurteile über Frauen Lügen gestraft. In ihren Werken zeigt sich eine faszinierende Mischung aus hervorragender Beobachtungsgabe und sprachlichem Können, Zähigkeit und Durchhaltevermögen, wildem Lebensmut und gelebter Spiritualität. Bahnbrechend für ihre Zeit, den Weg bereitet für viele, die nach ihr kamen.“
Waltraud Ferrari
Deborah Sengl
„Ich wünsche mir den Tag herbei, wo der Begriff „Frauenquote“ aus unserem Vokabular gestrichen ist, da die Gleichstellung und Gleichberechtigung von Männern und Frauen zur Selbstverständlichkeit geworden ist…“
Deborah Sengl
Anita Ziegerhofer
„Der Weltfrauentag ist für mich eine Gelegenheit, wenigsten einen Tag im Jahr global innezuhalten und die Leistungen aller Frauen, ob im öffentlichen Bereich sichtbar, oder im Hintergrund wirkend, zu würdigen!“
Anita Ziegerhofer
Nina Schedlmayer
„Der Weltfrauentag steht für all das, was Generationen von Frauen vor uns erkämpft haben – und für das, was wir und unsere Töchter noch erkämpfen müssen. Denn es gibt noch unermesslich viel zu tun.“
Nina Schedlmayer
Birgit Pölzl
„Und bitte weiterstreiten.
Birgit Pölzl
Danke fürs Widersprechen, Widerlegen, danke fürs Vernetzen und Verbinden, fürs Querdenken, Gegenfragen, Protestieren und bitte weiterstreiten,
weiterstreiten, die Mittel dabei immer neu ausfalten, lebenszugewandt und selbstironisch.
Solidarisch.“
Susanne Kogler
„Ich finde es wichtig, dass an die politische Kraft der Frauen mit dem internationalen Frauentag erinnert wird, dass dadurch neue Netzwerke gebildet werden und Vorkämpferinnen für die Anliegen der Frauen als Vorbilder gewürdigt werden.
Susanne Kogler
Jungen Frauen wünsche ich viel Kraft und Mut, den für sie selbst richtigen Weg zu finden und zu gehen.
Unter den vielen Frauen, die mich inspirieren und inspirierten, möchte ich vor allem die Frauen in der Wissenschaft und an den Universitäten hervorheben, weil ich ohne ihre Vorbildwirkung, ihre Unterstützung, Freundschaft und Kollegialität selbst meinen Weg als Wissenschafterin wohl nicht gefunden hätte.“
Petra Ruprechter-Grofe
„Ich wünsche meinen Töchtern für die Zukunft, dass sie gemeinsam mit ihren Partner*innen den Spagat zwischen Beruf und Familie gleichberechtigt realisieren können.“
Petra Ruprechter-Grofe
Margot Pilz
„Feminist/in ist jemand, der/die für die soziale, politische und ökologische Gleichheit der Geschlechter eintritt.
Margot Pilz
Wir brauchen viel mehr Präsenz von Künstlerinnen.
In Kunstsammlungen. Wir sind vernachlässigt in der Kunstgeschichtsschreibung, auch weil die Mehrzahl von uns Frauen eine Karriere mit Unterbrechungen (Heirat, Kinder, Pflege) führen müssen! Preislich läuft Kunst von Frauen unter – ferner liefen.
Njideka Akunvili“ Mimetic Gestures“ erzielte immerhin 1.9 Millionen Dollar bei Christies – ein kleiner Hoffnungsschimmer.“
Gudrun Fritsch
„Nicht nur Cees Nooteboom hatte, auch wir haben tausend Leben – und allzu oft bleibt uns nur eins.
Gudrun Fritsch
Grenzenlos groß, himmelstürmend, facettenäugig und löwenmähnig wollen wir werden, gnädig aus unserem Füllhorn gießen, wir, die positiv diskriminierten kollektiven Empathie-TrägerInnen, ohne die das Werkl nicht läuft. Brosamen-Picker sollen/müssen/WERDEN die ANDEREN sein.“
Gudrun Danzer
„Ich freue mich, dass sich der Frauentag in den letzten Jahrzehnten allgemein etabliert hat. Denn er bietet die Möglichkeit, die Ungleichberechtigung der Frauen in einer immer noch patriarchalischen Gesellschaft einer sehr breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu rufen. Den jungen Frauen wünsche ich, dass Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von Frauen und Männern selbstverständlich werden.“
Gudrun Danze
Daniela Leinweber
„Viele Generationen vor uns haben mit Mut und Vehemenz für die Gleichberechtigung der Frau gekämpft und bereits vieles erreicht. Als Frau in einer Führungsposition im sozialen Berufsfeld – wo es selbst in einem typischen Frauenberuf eine Mehrheit an männlichen Entscheidungsträgern gibt – sehe ich allerdings, dass Ungleichbehandlung auch in Österreich nicht fiktiv, sondern Tag für Tag präsent ist. Es gibt sie im Alltag, in der Bildung, im Beruf, aber auch in der körperlichen Selbstbestimmtheit und Unversehrtheit. Zum Weltfrauentag wünsche ich mir, dass sich uns Frauen die gleichen Möglichkeiten eröffnen wie Männern und dass wir im gleichen Ausmaß und mit demselben Engagement mitgestalten und mitbestimmen. Dazu braucht es nicht nur die Mutigen, die Visionärinnen und die Kämpferinnen, sondern uns gemeinsam in allen weiblichen Facetten, mit all unseren Begabungen und Ideen. Traut euch, Mädels!“
Daniela Leinweber