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Ludwig Boltzmann Institut

Kriege hören nicht auf, wenn die Waffen schweigen. Sie haben Vorgeschichten und Folgen: persönliche, politische, wirtschaftliche, soziale, humanitäre und kulturelle. Am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (BIK) gehen wir diesen Folgen nach.

Kriege hören nicht auf, wenn die Waffen schweigen

Kriegsspuren sind häufig – auf den ersten Blick – unsichtbar, doch nichtsdestotrotz vorhanden, gleichsam subkutan, eingebrannt in Biografien ebenso wie in Orte.

Dass militärische Auseinandersetzungen zu allen Zeiten vor allem Tod und Leid hervorbrachten, ist die einfachste Erkenntnis; unter der Leitung von Barbara Stelzl-Marx und ihrem Stellvertreter Peter Ruggenthaler blicken wir an den Standorten Graz, Wien und Raabs jedoch auch zeithistorisch sowie interdisziplinär auf die noch Jahrzehnte später spürbaren Folgen von bewaffneten Konflikten.

Das Institut untersucht daher seit seiner Gründung 1993 die Auswirkungen von Kriegen des 20. Jahrhunderts – etwa mit zahlreichen Forschungsprojekten in den vier Programmlinien „Weltkriege“, „Kalter Krieg, „Kinder des Krieges“ und „Zwangsmigration“. Wir vermitteln unsere Forschung durch Publikationen, Konferenzen sowie neue und klassische Medien. Eine wesentliche Säule ist hierbei unser Service für Anfragen im Zusammenhang mit Kriegsgefangenen in der Sowjetunion.

Kriege haben Vorgeschichten und sie haben Folgen

Ermöglicht durch unsere Trägerinstitution, die Ludwig Boltzmann Gesellschaft, und unsere Förderer setzen wir auf intensive Partnerschaft mit der Universität Graz und der Stadt Graz sowie enge Kooperation mit der nationalen Forschungsgemeinschaft und offene Zusammenarbeit mit internationalen Forschungseinrichtungen.

Unsere Publikationen im Leykam Buchverlag

Lager Liebenau

Das Lager Graz-Liebenau in der NS-Zeit

Österreich und der Kalte Krieg

Der erste Stein aus der Berliner Mauer

Migration – Flucht – Vertreibung – Integration

Österreich – Polen.

Österreich – Russland – Stationen gemeinsamer Geschichte

1938 – Der »Anschluss« im internationalen Kontext

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Barbara Stelzl-Marx

Univ.-Prof. Mag. Dr. phil.

Institutsleiterin

Stefan Karner

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c.

Institutsgründer

Peter Ruggenthaler

Doz. Mag. Dr. phil.

Programmlinienleiter Kalter Krieg

Philipp Lesiak

Mag. phil.

Leiter Außenstelle Raabs und Koordinator Administration

Katharina Bergmann-Pfleger

Mag. Dr. phil.

Wissenschaftliche Mitarbeiter

Hannes Leidinger

Doz. Mag. Dr. phil.

Leiter Außenstelle Wien

Lukas Schretter

Mag. Dr. phil. MA

Programmlinienleiter Kinder des Krieges

Florian Traussnig

Mag. Dr. phil.

Science to Public

Frau Prof. Stelzl-Marx, womit beschäftigen Sie sich gerade wissenschaftlich?

Einer meiner Forschungsschwerpunkte liegt gerade auf dem Lebensbornheim „Wienerwald“, wo zwischen Oktober 1938 und Kriegsende 1945 mehr als 1200 Kinder geboren wurden. Es war somit eines der größten Entbindungsheime des Lebensborn e.V., der von Reichsführer SS Heinrich Himmler als bevölkerungspolitisches Instrument zur Förderung von Geburten „rassisch“ wertvoller Kinder gegründet worden war. Nur Frauen, die den Auswahlkriterien der SS entsprachen, hatten die Möglichkeit, dort ihre Kinder zur Welt zu bringen und Unterstützung zu erfahren. Am Beispiel von Lebensborn wird deutlich, wie sehr die NS-Ideologie und die Wahnvorstellung vom „guten deutschen Blut“ sämtliche Bereiche des Lebens unter Hitler durchdrang.

Barbara Stelzl-Marx

Institutsleiterin

Die von Ihnen betriebene Kriegsfolgenforschung ist ein ernstes, mitunter sehr düsteres Feld. Was motiviert Sie, ausgerechnet in diesem Feld wissenschaftlich zu arbeiten?

Wie wir – leider – jetzt gerade sehen, hat die Forschung in diesem Gebiet große Aktualität und gesellschaftspolitische Relevanz. Kriege hören nicht auf, wenn die Waffen schweigen. Kriege haben Vorgeschichten und Folgen, oft über Generationen hinweg. Ihre Spuren sind häufig – auf den ersten Blick – unsichtbar, doch subkutan vorhanden, eingebrannt in Biografien ebenso wie in Orte. Immer wieder ergeben sich neue Forschungsfelder, wie etwa aktuell zur Polizei in Österreich während der NS-Zeit. Hier haben wir nun erstmals die Möglichkeit, Akten des Innenministeriums einzusehen und auszuwerten. Das ist natürlich höchst interessant.

In drei Worten: Wie charakterisieren Sie das von Ihnen geleitete Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung?

Forschung – Vermittlung – Service

Sie haben mittlerweile ja bei zahlreichen Publikationen mitgewirkt. Welche Publikation war für Sie die bisher größte Herausforderung? Welche war Ihr Herzensprojekt?

Ein Buch, das mir besonders am Herzen lag und liegt, ist jenes über Besatzungskinder in Österreich und Deutschland, das ich gemeinsam mit Silke Satjukow herausgegeben habe. Diese Publikation, in der auch Betroffene selbst in autobiographischen Texten zu Wort kommen, trug mit dazu bei, eine jahrzehntelange Mauer des Schweigens, die diese Gruppe von Kindern des Krieges zum Teil bis heute umgibt, zum Bröckeln zu bringen. Besonders herausfordernd? Ich würde sagen meine Monographie „Stalins Soldaten in Österreich 1945–1955“. Sie ist zugleich meine Habilitationsschrift, an der ich drei Jahre intensiv gearbeitet habe und die zum ersten Mal das Leben der Rotarmisten während der Besatzungszeit in Österreich aus einer sowjetischen Innensicht heraus beleuchtet.

Einige Ihrer Publikationen sind im Leykam-Verlag erschienen. Wie haben Sie die bisherige Zusammenarbeit erlebt?

Die Zusammenarbeit mit dem Leykam-Verlag habe ich stets als sehr unkompliziert und konstruktiv erlebt. Auch unter größtem Zeitdruck hat immer alles wunderbar geklappt, wofür ich sehr dankbar bin. Ich freue mich, dass nun regelmäßig Publikationen des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung bei Leykam erscheinen und dass sich unsere Kooperation so gut entwickelt hat.

Welchen Ratschlag geben können Sie aus heutiger Sicht angehenden Historikerinnen und Historikern auf ihrem Weg mitgeben?

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich nur sagen: offen sein für Neues, Gelegenheiten für fachspezifische Arbeiten am Schopf packen und die gesellschaftspolitische Relevanz von Geschichte im Auge behalten.